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Dünnhäutig

11. Februar 2022

Dünnhäutig. Ein Adjektiv, bei dem eine gewisse Kritik mitschwingt. Im Sinne von: „Stell Dich nicht so an. Was Du wieder hast…“

Nach der Geburt Deines Kindes fühlst Du Dich vielleicht auch dünnhäutig. Empfindsamer. Schneller berührt von vermeintlichen Kleinigkeiten. Dir kommen die Tränen, wenn Dein Partner bzw. Deine Partnerin Dir nur flüchtig ein „Tschüss“ zugerufen hat, bevor er/sie durch die Tür gerauscht ist. Du hast einen fetten Kloß im Hals, weil Deine beste Freundin am Telefon nicht nachgefragt hat, als Du auf Ihre Frage nach Deinem Befinden mit „Geht so“ geantwortet hast. Die Bilder von hungernden Kindern im Jemen kannst Du nicht mehr ertragen. Unsensible Äußerungen über Dein Kind auch nicht.

Du schämst dich vielleicht, weil Du es kindisch und kleinlich von Dir selbst findest. Dünnhäutig. So warst Du doch sonst nicht. Nein, das passt Dir gar nicht. Du möchtest cooler sein. Willst weniger schnell aus der Fassung geraten. Deine Gefühle mehr unter Kontrolle haben.

In unserem Alltag mag es praktischer erscheinen, wenn wir „ein dickes Fell“ haben. Für die Menschen in Deinem Umfeld war es bestimmt bequemer, wenn Du  weniger emotional reagiert hast. Weniger Gefühle, weniger Konflikte. Doch als Mutter gibt es da definitiv jemanden, der auf Deine Emotionalität angewiesen ist. Der noch keine Worte verstehen, doch vom ersten Tag an fühlen kann. Mit Deiner Empfindsamkeit passt ihr beide wunderbar zusammen.